Soest - Mit einem Herzinfarkt musste ein 86-jähriger Hattroper bis nach Lippstadt gebracht werden, weil in beiden Soester Krankenhäusern kein Platz war. Der Mann starb innerhalb weniger Stunden.
Der Schmerz über den Tod ihres Angehörigen wird bei der Familie von Friedrich B. bleiben, das Unverständnis und auch die Wut darüber, was im Vorfeld des Ablebens des Mannes Anfang vergangener Woche geschah, kann aber möglicherweise gemildert werden.
Gefragt sind da wohl vor allem die Leitungen der beiden Soester Krankenhäuser: Als der Hattroper Landwirt am Dienstagmorgen gegen 6.30 Uhr über akute Atemnot klagte und der alarmierte Notarzt nach der Erstversorgung des 86-Jährigen die sofortige stationäre Einlieferung anordnete, erhielt er von beiden Krankenhäusern den Bescheid, dass der Patient dort nicht aufgenommen werden könne. Mit dem Rettungswagen musste der alte Herr schließlich in ein Lippstädter Krankenhaus gebracht werden, wo er kurz darauf an einem Hinterwandinfarkt verstarb.
Angehörige und Freunde geschockt
„Wie kann es sein, dass ein Mann, der von seinem Wohnzimmerfenster aus auf das Klinikum sehen kann, bis nach Lippstadt gebracht werden muss, wenn er offensichtlich lebensgefährlich erkrankt ist?“, fragen sich Angehörige und Freunde des Verstorbenen – auch vor dem Hintergrund, dass erst vor kurzer Zeit noch Berichte über die hervorragende Versorgung von Herzpatienten in der Region durch die Presse gegangen seien.
Auf den konkreten Einzelfall wollte am Mittwoch unter Hinweis auf den Schutz persönlicher Daten zunächst niemand näher eingehen. Es gab aber eine Erklärung zu dem Problem, das an diesem Beispiel deutlich werde, sowohl aus dem Marienkrankenhaus als auch aus dem Klinikum Stadt Soest.
Der Chefarzt der Marienkrankenhaus-Kardiologie, Prof. Markus Flesch, verwies nämlich auf Anfrage auf die vorgeschriebene Regelung, bei einer voll belegten Intensivstation eine entsprechende Abmeldung bei der Rettungswache vornehmen zu müssen. Das wurde auch im Klinikum bestätigt.
Marienkrankenhaus prüft intern
Flesch versicherte, intern zu klären, warum der Patient nicht zur Erstversorgung im Herzkatheterlabor seines Hauses aufgenommen wurde. Es sei „extrem selten“, dass dort zwei Patienten zeitgleich einträfen und der Zustand so kritisch sei, dass man einen abweisen müsse.
Kritisch betrachtet werden von einigen Fachleuten die Kapazitäten in den Intensivstationen, die sie als zu gering einschätzen. Im Marienkrankenhaus stehen für solche Akutpatienten 20 Plätze zur Verfügung, im Klinikum Stadt Soest 19 – dort werden allerdings nur 14 tatsächlich bewirtschaftet. Der Grund dafür sei wirtschaftlicher Natur, heißt es: Für die Betreuung von mehr Patienten fehle das Personal.
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