Ich berichtete am Mittwoch bereits über den Fernsehbericht im ZDF von Frontal21 und stellte einen Vergleich zur Bundeswehr dar. Jetzt stieß ich noch weiter auf einen Artikel in "thevinyarsaker" und habe ihn nochmal hier für Euch veröffentlicht. Ich hab die Videos, die in dem Originalartikel nur verlinkt waren, direkt passend mit in den Artikel eingebaut und passend noch ein paar Grafiken hinzugefügt (Keine Textänderung)!
Dieser Artikel wurde von Dagmar Henn verfasst
Am Dienstag, den 10. November 2015 hatte sich das ZDF auf ‘humanitäre’ Weise des Krieges im Donbass angenommen. Unter der Überschrift „Kriegsverbrechen in der Ukraine? Kindersoldaten im Front-Einsatz“ wurde über Jugendliche berichtet, die in den Armeen in Lugansk und Donezk kämpften.
Auslöser dieses Berichts soll ein Video gewesen sein, in dem ein sechzehnjähriger Milizionär auftauchte. Das Ergebnis dieses Berichts ist, wen verwundert es, dass die Volksrepubliken Kriegsverbrechen begängen, indem sie Jugendliche in ihren Reihen kämpfen lassen.
Interessant an dem Video ist, dass keinem der befragten drei jungen Männern die Frage gestellt wird, warum er in die Miliz gegangen ist. Auch über den Krieg selbst wird eigentlich nichts berichtet. Dafür werden Aufnahmen aus einer Kadettenanstalt in Donezk als Beleg gezeigt, dass der Einsatz von Kindern zu Kriegszwecken dort als völlig normal angesehen würde. Ausführlich wird die Traumatisierung der Jugendlichen dargestellt, und eine Vertreterin von Terre des Hommes liefert die erforderliche Empörung. Am Ende gipfelt der Bericht in der Aussage, hier wäre Den Haag gefragt.
Ja, das internationale Recht bezeichnet den Einsatz von Kindern im Krieg als Kriegsverbrechen. Und dennoch ist dieser Bericht nichts als die übliche Heuchelei.
Zuerst einmal die Rechtslage. Es gibt zwei unterschiedliche Normen; nach dem Kriegsrecht ist nur der Einsatz von Jugendlichen unter 15 ein Kriegsverbrechen; die internationale Kinderrechtskonvention zieht die Altersgrenze bei 18 Jahren, gilt aber nur in Staaten, die sie unterzeichnet haben (wozu weder Donezk und Lugansk gehören können), und selbst viele Unterzeichnerstaaten halten sich nicht daran. Der einzige ‘Beleg’, den der Bericht, Jugendliche unter 15 betreffend, aufführt, ist die Erwähnung eines ’12-14 jährigen Kindes an einer Straßensperre’, das die OSZE beobachtet haben will, das sich aber als erwachsene Frau erwies (Anatolij Scharij brachte ein Interview mit ihr).
Aber gehen wir mal ins Detail. Fangen wir mit der Kadettenanstalt an. Kadettenanstalten gibt es in vielen Ländern der Erde, sie sind Einrichtungen, die für eine frühe Ausbildung des Offizierskorps dienen sollen. Sie entstanden Ende des 18. Jahrhunderts. In Deutschland gab es eine ganze Reihe davon, bis sie nach dem ersten Weltkrieg durch den Versailler Vertrag untersagt wurden; die DDR hat diese Tradition für einige Jahre wieder aufleben lassen, aber Anfang der 1960er den Betrieb eingestellt, als sich erwies, dass nur ein kleiner Teil der Absolventen mit Hochschulzugang tatsächlich zur NVA wollte.
Nicht nur in Russland (und eben auch im Donbass) gibt es nach wie vor Kadettenanstalten; eine der bekanntesten weltweit ist Westpoint; hier liegt das Zugangsalter bei 17 Jahren und damit deutlich unter der im internationalen Recht inzwischen vorgesehenen Grenze von 18. Die Westpoint-Schüler gelten als Angehörige des Militärs und können grundsätzlich jederzeit in den Krieg geschickt werden. In lateinamerikanischen Staaten finden sich ebenfalls Militärschulen, die bereits nach Beendigung der Primärschule einsetzen. Eine moralische Empörung einzig über die Kadettenanstalt in Donezk ist also die übliche Verzerrung durch Verschweigen.
Der Krieg im Donbass wird dargestellt, als bestünde das Risiko einer Traumatisierung nur an der Front. Das stimmt mit der Darstellung überein, wie sie in den bundesdeutschen Medien üblich ist, aber nicht mit der Realität. Ob die Jugendlichen nun im Schützengraben oder im Wohnzimmer der eigenen Großmutter sehen, wie ein Mensch von Granatsplittern zerrissen wird, sie erleben das gleiche Entsetzen. Es gibt genug Gegenden im Donbass, in denen die einzige Möglichkeit, diesem Entsetzen zu entgehen, darin bestand, den Keller nie zu verlassen. Nicht einmal in der Schule gab es Sicherheit – gerade sie wurden besonders gerne zum Ziel der ukrainischen Artillerie. Selbst die Flucht aus dem Donbass bot keine Gewähr, den Schrecken nicht mitzuerleben; im Sommer vergangenen Jahres waren gerade die Straßen, die zur russischen Grenze führten, und die Fahrzeugkolonnen vor dieser Grenze ein beliebtes Ziel der ukrainischen Raketenwerfer.
Aber all diese Dinge hat es für das ZDF nie gegeben, und die mögliche, wenn nicht gar wahrscheinliche Antwort der gezeigten Jugendlichen auf die Frage, warum sie zur Miliz gegangen seien, sie hätten den Beschuss erlebt und nicht weiter hilflos zusehen können, wurde schlicht dadurch vermieden, dass die Frage gar nicht erst gestellt wurde.
Nachdem die Kriegsführung gegen die Zivilbevölkerung schon unterschlagen wird, fällt es natürlich leicht, so zu tun, als sei die Frage der Kriegsbeteiligung von Jugendlichen in der Junta-Ukraine und im Donbass die gleiche. Auch wenn die Interviewten nicht in den Krieg gezogen sind, sondern eine freundliche Regierung ihn ihnen gewissermaßen (wenn nicht gar wortwörtlich) ins Haus lieferte.
Man kann es selbstverständlich ebenfalls nicht erwarten, dass Reporter des ZDF wissen, wie häufig Berichte über Freiwillige bei Roten Armee im zweiten Weltkrieg sind, die sich weit vor dem zulässigen Alter in die Armee hineinlogen. Die Jugendlichen des Donbass jedoch dürften diese Geschichten kennen, womöglich sogar aus der eigenen Familie. Sie düften auch die Geschichte der ‘Jungen Garde’ kennen, einer bekannten Partisanengruppe aus Krasnodon (im Donbass), die in der besetzten Sowjetunion gegen die Wehrmacht kämpfte und sich aus Mitgliedern des kommunistischen Jugendverbands Komsomol bildete. Fadejews Roman über die Junge Garde war in der Sowjetunion Schullektüre.
Das erste Mal tauchten Jugendliche in den Milizen in Berichten über Slawjansk auf. Bei den Kämpfen um den Rückzug aus Slawjansk wurde von einem Jugendbatallion berichtet, das einen Ort gegen eine große Übermacht gehalten hatte und dabei große Verluste erlitt. In späteren Berichten stellte sich heraus, dass diese Jugendlichen ursprünglich von den Milizen zurückgewiesen worden waren und sich dann selbst organisiert hatten.
Das ist in einer Lage, in der keine ‘normale’ Staatlichkeit existiert, nicht überraschend. Sprich, zu diesem Zeitpunkt, als sich an allen möglichen Orten spontane Milizen bildeten, war es schlicht unmöglich, die Bildung eines solchen Jugendbatallions zu verhindern. Wer hätte das tun sollen? Die Polizei? Und mit welcher Begründung? Dass es moralisch edler ist, sich als Zivilist Bomben auf den Kopf werfen zu lassen? Sämtliche Orte in der Umgebung von Slawjansk lagen unter beständigem Beschuss, manche davon wurden regelrecht von der Landkarte gelöscht. Das Massaker von Odessa hatte den Maßstab gesetzt, welche Behandlung durch die gegnerischen Truppen zu erwarten war. Es gibt keine Berichte darüber, dass die Milizen um Jugendliche geworben hätten, und viele darüber, dass sie Jugendliche abgelehnt haben. Aber es kann durchaus erstrebenswert scheinen, in einer brutalen Belagerung, die gezielt das Überleben der Bevölkerung bedroht (durch Zerstörung der Wasserversorgung z.B.) nicht nur wehrloses Opfer zu sein. Sprich, mehr als den Versuch, jugendliche Rekruten zurückzuweisen, kann man nicht erwarten, und ohne eine öffentliche Verwaltung, die eine einfache Überprüfung des angegebenen Alters ermöglicht (in einer Lage, in der es hundert Gründe geben kann, keine Dokumente mehr zu besitzen), ist es nicht auszuschließen, dass sich Jugendliche mit falschen Angaben einschleichen.
Aber betrachten wir doch einen konkreten Fall, mit dem sich das ZDF wohlweislich nie befassen würde.
Als am 9.Mai vergangenen Jahres die Kiewer Nationalgarde in Mariupol ein Blutbad anrichtete Video oben), konnte man das, wie die Ereignisse in Odessa zuvor, im Livestream miterleben. Einer der Streamer war ein 16-jähriger namens Wlad. Ihm sind die Bilder zu verdanken, die zeigen, wie Nationalgardisten an einer Straßenecke wahllos auf Passanten feuerten (Video unten).
Die Zahl der Opfer des 9.Mai in Mariupol ist übrigens bis heute nicht bekannt. Bei seinen Ermittlungen hierzu wurde der britische Journalist Graham Philips das erste Mal von ukrainischer Seite gefangen genommen; er war auf dem Weg in die Gerichtsmedizin, um den Verdacht zu überprüfen, dass es an diesem Tag zu über hundert Todesopfern gekommen sei.
Der Hintergrund dieser Ereignisse waren Kiewer Planungen, die Kundgebungen zum Tag des Sieges anzugreifen. Als der von der Junta entsandte Polizeipräsident seinen Untergebenen diesen Befehl gab, weigerten sie sich. Er verbarrikadierte sich daraufhin in seinem Büro und rief die Nationalgarde zu Hilfe. Diese rückte an und schoß das Polizeihauptquartier in Brand, während die Polizisten im Gebäude festgehalten wurden, versteht sich. Beim Anmarsch wie beim Abzug schoß die Nationalgarde (in folgenden Videos) außerdem großzügig auf die anwesende Bevölkerung.
Die Ereignisse dieses Tages wurden nicht nur von Wlad gefilmt, ausnahmsweise waren auch westliche Journalisten vor Ort, ein Reporter des britischen ITV und ein Reporter des deutschen ntv (der deutsche Bericht ist mittlerweile gelöscht). Da beide selbst unter Feuer gerieten, sind diese Berichte die seltenen Perlen wahrheitsgemäßer Berichterstattung. Ein Reporter von RT wurde an diesem Tag schwer verletzt (im folgenden Video zu sehen).
Am Nachmittag des 9. Mai zog das Batallion Wostok in Mariupol (Video unten) ein, unter dem Jubel der Anwohner. Aber die Stadt konnte, wie wir alle wissen, nicht gehalten werden.
Die Streamer, die solche Ereignisse dokumentierten, waren bei den ukrainischen Faschisten verhasst und wurden von ihnen gezielt aufgespürt. Am 25. Juni 2014 gelang es ihnen dann, Wlad ausfindig zu machen. Er wurde auf offener Straße von Maskierten in ein Auto gezerrt.
Wlad wurde gefoltert und gezwungen, in einem Video (oben) Kiewer Parolen aufzusagen (einer der beiden Männer in diesem Video wurde identifiziert als Pawel Kirilenko, Swoboda-Abgeordneter aus Odessa). Am 28.Juni war er wieder frei, nachdem die Meldung seiner Gefangenschaft weltweit durch die sozialen Medien gegangen war.
Er verließ Mariupol und kämpft heute in der Armee der Donezker Volksrepublik (Video dazu hier drunter).
Kann man daraus den Donezkern einen Vorwurf machen? Wlad war alt genug, die Verbrechen der Kiewer Faschisten zu sehen, sie aufzuzeichnen und selbst ihr Opfer zu werden; ist es falsch, wenn ihn die Donezker Armee für alt genug hält, auf sie zu schießen?Es kann niemand behaupten, er wüsste nicht, gegen wen er kämpft und warum, oder welches Risiko er damit einginge.
So sieht die Geschichte eines Jugendlichen aus, der für den Donbass kämpft, wenn man die Frage, warum, beantwortet.
Über all die Kinder, die durch den ukrainischen Beschuss der Wohngebiete getötet oder verstümmelt wurden, berichtet das ZDF selbstverständlich nichts. Dann müsste man ja von den wirklichen Kriegsverbrechern dieses Krieges berichten.
(Eine kleine Episode gibt es noch, die zu Wlad erzählt werden sollte: am 31.12. vergangenen Jahres meldeten ukrainische Medien, er sei bei den Kämpfen ums Leben gekommen. Das Video vom 3. Januar diente dazu, diese Meldung zu widerlegen. Die Tage dazwischen hat Wlad nach eigenen Angaben dazu genutzt, um seine Familie aus Mariupol herauszubringen….)
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Noch abschließend eine Video, indem in kurzer Zeit noch einmal sehr gut erklärt wird, warum die Vereinigten Staaten von Amerika unbedingt diese Kriege dringend benötigt! Daraus ergeben sich viele erschreckende Parallelen zum Zweiten Weltkrieg. Was viele nicht wissen, bis Mitte 1941 gab es von Hitlers Regierung gut zwei Dutzend Friedensangebote an die Alliierten. Dennoch nahm man kein einziges dieser Angebote an, obwohl diese sogar die vollständige Wiederherstellung des polnischen Staates vorsahen und einen Großteil der 70 Millionen Opfer dieses Krieges hätte vermieden werden können. Aus welchem Grund? Die Antwort ist einfach: Geld!
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Anmerkung von DERUWA
Noch abschließend eine Video, indem in kurzer Zeit noch einmal sehr gut erklärt wird, warum die Vereinigten Staaten von Amerika unbedingt diese Kriege dringend benötigt! Daraus ergeben sich viele erschreckende Parallelen zum Zweiten Weltkrieg. Was viele nicht wissen, bis Mitte 1941 gab es von Hitlers Regierung gut zwei Dutzend Friedensangebote an die Alliierten. Dennoch nahm man kein einziges dieser Angebote an, obwohl diese sogar die vollständige Wiederherstellung des polnischen Staates vorsahen und einen Großteil der 70 Millionen Opfer dieses Krieges hätte vermieden werden können. Aus welchem Grund? Die Antwort ist einfach: Geld!
Quellen: vinyardsaker.de, YouTube, ZDF, DERUWA
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