Mittwoch, 14. Oktober 2015

Und die Menschen ärgern sich doch!

Die »Mensch-ärgere-dich-nicht«-Spielfläche auf dem Schulhof der Grundschule Bardüttingdorf ist neu vom Förderverein aufgetragen worden. Weil die Startpunkte leicht versetzt wurden, erinnert die Malerei viele an ein Hakenkreuz.
Foto: Gerhard Hülsegge




Von Gerhard Hülsegge

Spenge. Ein harm­loses Spiel oder politische Agitation? Diese Frage erregt die Gemüter in Bardüttingdorf. Auf dem Schulhof der Grundschule am Kreuzfeld erkennen offenbar mehrere Bürger im »Mensch-ärgere-dich-nicht«­-Feld ein Hakenkreuz.

»Das darf nicht passieren«, meinte dazu am Donnerstag Jürgen Strachau, Schul-Fachbereichsleiter im Spenger Rathaus. Im Internet ist bereits eine Debatte entbrannt, auf Facebook diskutieren die Menschen das Thema kontrovers.

Der Förderverein der Grundschule Spenge-Land am Teilstandort Bardüttingdorf hatte zu einer Verschönerungsaktion des Schulhofes aufgerufen. Viele Eltern beteiligten sich und trugen mit Straßenmarkierungsfarben diverse Spielfelder auf den Asphalt. Das »Mensch-ärgere-dich-nicht«-Feld wurde gegenüber dem Original dabei leicht verändert, indem die Startpunkte näher an das eigentliche Kreuz gerückt wurden. Einige Betrachter erinnert es so nun an ein Hakenkreuz, ein verfassungsfeindliches Symbol aus der Nazi-Zeit, dessen Verwendung unter Strafe steht.

Stefan Sabbert, Vorsitzender des Schul-Fördervereins, sieht sich und die ehrenamtliche Aktion der Elternschaft durch derlei Interpretationen verunglimpft. »Das ist eine Debatte unter Niveau«, sagt er. »Es war keine Absicht und es ist niemandem aufgefallen«, ergänzt eine an der Malaktion beteiligte Mutter. Die Startpunkte seien willkürlich gesetzt worden, um Platz zu sparen.

Bürgermeister will sich um Veränderung des Spielfelds kümmern


Auch Bürgermeister Bernd Dumcke mochte den Eltern nicht unterstellen, mit Absicht gehandelt zu haben. »Wie viel Fantasie ist nötig, um aus dem Spiel ein Hakenkreuz zu erkennen?«, fragt sich das Stadtoberhaupt. Er machte sich noch am Nachmittag auf den Weg zur Schule und will nun im Gespräch mit dem Förderverein dafür sorgen, dass der Spielparcours nicht länger ein Stein des Anstoßes bleibt.

Die Polizei will noch in den Herbstferien Beamte an der Schule vorbeischicken. »Wenn sie zu der Erkenntnis kommen, dass ein Hakenkreuz zu erkennen ist, melden wir den Vorgang dem Staatsschutz«, erklärte Michael Albrecht, Sprecher der Polizei in Herford am Donnerstag.

Vorsatz nicht zu unterstellen, ein Kommentar von Gerhard Hülsegge


»Dumm gelaufen«, würde der Westfale sagen. Ja, das »Mensch-ärgere-dich-nicht«-Spiel auf dem Schulhof in Bardüttingdorf kann als Hakenkreuz interpretiert werden. Eltern, Schule oder Förderverein aber rechtsradikales Gedankengut zu unterstellen, das entbehrt jeder Grundlage. Mütter und Väter haben sicher nur Gutes im Sinn gehabt, als sie sich stundenlang in gebückter Haltung ans Verschönern des Asphalts begaben. Wenn dabei die Kreativität aus dem Ruder läuft, ist das vielleicht peinlich, aber mit Sicherheit nicht strafrechtlich relevant.Stadt und Polizei tun also gut daran, die Sache »locker« anzugehen und sich nicht von aufgeregten Internet-Usern ins Boxhorn jagen zu lassen. Vielleicht könnte ja auch der Bauhof für Entspannung sorgen, indem dessen Mitarbeiter die umstrittenen Farb-Punkte einfach umsetzen, so ganz nebenbei und ohne »Getöse«.


Quelle: WESTFALEN-BLATT

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