T-Shirts mit Putin-Aufdruck liegen voll im Trend. Foto: Reuters |
Patriotismus liegt in Russland im Trend. Sehr beliebt sind T-Shirts mit dem Konterfei des russischen Präsidenten. Die Träger wollen so ihre Verbundenheit mit Russland ausdrücken. Doch ausgerechnet Wladimir Putin selbst sieht diese Entwicklung kritisch.
Einer Umfrage des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum vom März 2015 zufolge, erfreuen sich Produkte mit dem Konterfei des russischen Präsidenten Wladimir Putin wachsender Beliebtheit. Besonders gut verkaufen sich T-Shirts. Die Käufer wollen damit ihre Unterstützung für ihn und ein Bekenntnis zu Russland zum Ausdruck bringen und glauben, dass dies Putins Autorität festige.
Kirill Karawajew ist Gründer der Firma Design Ministry, die T-Shirts mit den Konterfeis russischer Politiker vertreibt. Seit der Eingliederung der Krim in die Russische Föderation hat er Wladimir Putin im Sortiment. „Damals erlebten wir in Russland eine Welle des Patriotismus. Da lag es nahe, diese Produkte auf den Markt zu bringen und davon zu profitieren", sagt Karawajew. Später wurde die sogenannte patriotische Linie um Produkte mit Bildern des russischen Außenministers Sergej Lawrow erweitert und auch der ständige Vertreter der Russischen Föderation bei den Vereinten Nationen, Witali Tschurkin, erfreut sich großer Beliebtheit. „Der große Ansturm ist inzwischen vorüber. Ende 2014 hat sich die Nachfrage stabilisiert", berichtet Karawajew. Er hofft, dass die Geschäfte zum Jahrestag der Eingliederung der Krim am 21. März wieder anziehen.
Den Angaben des Lewada-Zentrums zufolge sind 28 Prozent der Russen der Ansicht, dass Putins Autorität gefestigt werde, wenn sein Bild auf Kleidungsstücken prange. „Solche Waren werden natürlich vor allem von Menschen gekauft, die loyal zur Staatsmacht stehen und den Kurs des Präsidenten unterstützen. Dadurch wollen die Träger ihre eigene Haltung zum Ausdruck bringen", sagt Karawajew. Doch auch internationale Stars wie die US-Schauspieler Mickey Rourke oder Steven Seagal wurden bereits mit einem Wladimir-Putin-Shirt gesichtet.
Putin sieht den Trend kritisch
Nicht alle begrüßen den Trend. 17 Prozent der Russen finden, dass Putin dadurch in ein ungünstiges Licht gestellt werde. Offenbar sieht das auch der russische Präsident so. Sein Pressesprecher Dmitrij Peskow erklärte im November 2014, dass Putin der Vermarktung seines Konterfeis sehr kritisch gegenüberstehe.
Das hat jedoch keinen Einfluss auf die Nachfrage. „Unsere Erzeugnisse werden von Menschen aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten gekauft – vom Studenten bis zum Mitarbeiter im Ministerium, vom Bewohner der tiefsten russischen Provinz bis zum Einwohner von US-amerikanischen Metropolen", sagt Karawajew.
Die Verkäuferin Anastasia arbeitet in einem Geschäft, das patriotische Waren anbietet. Sie kann bestätigen, dass die Nachfrage nach Putin-T-Shirts trotz der Bedenken des russischen Präsidenten stabil ist. „Die Leute kaufen diese T-Shirts vor allem für sich selbst oder als Geschenk. Einige kaufen sie auch für ausländische Freunde", berichtet sie.
Der US-amerikanische Schauspieler Mickey Rourke posiert im T-Shirt mit dem Putin-Bildnis im Souvenirladen des Moskauer Kaufhauses GUM. Foto: Reuters |
Die Russin Lidija sammelt T-Shirts, auf denen Wladimir Putin abgebildet ist. Sie war eine der ersten, die ein solches Kleidungsstück kaufte, als diese auf den Markt kamen. „Es ist lustig, fremde Leute im gleichen T-Shirt zu sehen", findet sie. Lidija trug ein Putin-T-Shirt mit dem Schriftzug „Greetings from Crimea" auch während eines Studententreffens in der Schweiz, an dem junge Menschen aus aller Welt teilnahmen. Die Reaktionen waren unterschiedlich, sagt sie, aber im Grunde durchaus positiv. „Mein Freund wohnt in den USA und trägt auch dort ein T-Shirt mit Putin. Die Menschen dort nehmen das unaufgeregt auf. Mein Freund ist, genau wie ich auch, stolz auf unser Land und will das zeigen", sagt sie unbekümmert.
Pjotr hat noch keine Sammlung, sondern kürzlich sein erstes Putin-T-Shirt erstanden. „Ich habe es schon zweimal getragen. Ich hatte den Eindruck, dass es gut ankommt, jedenfalls habe ich damit Aufsehen erregt." Demnächst geht Pjotr auf Europareise. „Das T-Shirt nehme ich auf jeden Fall mit", sagt er. „Es sollen ruhig alle sehen, wo ich herkomme."
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