Während man von dem Stop der Gaslieferung an die Ukraine in der deutschen Presse allerorten liest, ist der angekündigte Stop der Stromlieferung der Ukrainer an die Krim nur wenigen Vertretern der deutschen Presse eine Meldung wert. Der beiderseitige Energiekrieg zwischen Moskau und Kiew hat begonnen.
Ankündigung der Stromsperre trotz Vertrag
Kurz vor dem Monatswechsel wurde ein Stop der Stromlieferungen auf die Krim vom ukrainischen Energiekonzern Ukrenergo ab dem heutigen 01.07.2015 angekündigt. Das meldet die ukrainischen Onlinezeitung Politnavigator. Kiew wolle damit Druck auf Moskau ausüben, um wiederum beim Gasstreit mit Russland günstige Bedingungen für das Land herauszuholen. Die Zeitung vermutet die Hoffnung auf einen Rabatt durch die Erpressung der abtrünnigen und jetzt zu Russland gehörigen Provinz. Die Ukraine hatte sich nach übereinstimmenden Berichten Ende 2014 verpflichtet, weiter Strom auf die Krim zu liefern.
Notmaßnahmen und Erwartung von Ausfällen auf der Krim
Die Stromsperre ist Tagesgespräch und Hauptgegenstand der Berichterstattung auf der Krim selbst. Der weitaus überwiegende Teil des Krim-Stroms stammt vom ukrainischen Festland, mit Russland fehlt eine Landverbindung, um Strom im größeren Mengen zu liefern. Energieausfälle wurden am heutigen Tag noch nicht gemeldet, die Onlinezeitung All Crimea rechnet aber mit einer großen Unsicherheit bei der Energieversorgung in den nächsten Tagen. Die Stromerzeugung auf der Halbinsel selbst könne den Bedarf nicht komplett decken. Dort gibt es ein Gaskraftwerk und Solaranlagen, die jedoch nur bei entsprechender Wetterlage größere Mengen an Strom erzeugen. So kommt der Krim momentan der Hochsommer zu Gute, wo die eigene Stromerzeugung höher und der Verbrauch niedriger ist, als zu anderen Jahreszeiten. Notstromaggregate wurden in zahlreiche wichtige Einrichtungen gebracht.
Hintergrund: Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine
Bei der Auseinandersetzung um Erdgas hatte Gazprom die Gasversorgung an die Ukraine unterbrochen, da diese die vereinbarte Julizahlung nicht geleistet hatte. Die Ukraine hatte einen Nachlass von 30 % auf den Gaspreis gefordert, Russland jedoch nur einen niedrigeren Rabatt angeboten. Von der Gaszufuhr ist die Ukraine – im Gegensatz zum Strom auf der Krim – allerdings nicht wirklich abgeschnitten, da es möglich wäre, aus der EU Gas zurück zu liefern, wenn dieses aus Russland ausbleibt.
Roland Bathon, russland.RU