Belgische Polizisten blockieren eine Straße im Zentrum von Brüssel. © Stephanie Lecocq/dpa |
Nach den Terroranschlägen von Paris konzentriert sich die Fahndung nach den Attentätern und ihrer Hintermänner weiter auf Belgien. Brüssel steht immernoch unter dem höchstmöglichen Alarmzustand. Bei dutzenden Razzien wurden zahlreiche Verdächtige verhaftet. Doch einer der Hauptverdächtigen - Salah Abdelsalam - ist weiterhin flüchtig!
Belgische Sicherheitskräfte haben im Zentrum von Brüssel mehrere Anti-Terror-Einsätze gestartet. Die Einsatzkräfte errichteten einen Sicherheitsring in der Innenstadt, mehrere Straßen rund um den zentralen Marktplatz sind gesperrt. Hunderte Sicherheitskräfte sind auf Patrouille unterwegs, meldet der öffentlich-rechtliche belgische Rundfunksender RTBF.
Demnach seien Sicherheitskräfte in der gesamten Region Brüssel im Einsatz. Ein Hubschrauber kreise über den Häusern. Passanten seien dazu aufgefordert worden, sich von der Straße fernzuhalten. An den Einsätzen seien auch Soldaten beteiligt. Es habe Razzien und Festnahmen gegeben, berichtete der Sender.
Die Regierung kommentierte den Einsatz zunächst nicht. Die belgische Bundespolizei teilte aber mit, dass derzeit "verschiedene Operationen im Gange" seien. Die Staatsanwaltschaft werde eine Pressekonferenz geben, sobald die Operationen beendet sind. Die Polizei bat darum, Einzelheiten zu den Einsätzen nicht zu verbreiten. Nutzer in sozialen Medien begannen daraufhin damit, stattdessen massenweise Katzenbilder unter dem Hashtag #BrusselsLockdown auf Twitter zu posten.
Kurz vor Beginn der Einsätze hatte der nationale Sicherheitsrat beschlossen, die höchste Terrorwarnstufe für die belgische Hauptstadt zu verlängern. In dem Sicherheitsrat sind die Regierung, Polizei und Sicherheitskräfte vertreten.
Weiterhin drohende Anschlagsgefahr
Der belgische Premierminister Charles Michel sagte, die Behörden befürchteten weiterhin einen Anschlag wie in Paris. Mögliche Ziele seien Geschäftsviertel, Einkaufszentren und der öffentliche Nahverkehr. Die Präsenz von Polizei und Armee werde verstärkt. Die U-Bahn bleibe am Montag geschlossen. An den Schulen werde kein Unterricht stattfinden. Die Lage solle am Montagnachmittag neu bewertet werden, sagte Michel. Das Ziel sei, so schnell wie möglich zu einem normalen Leben zurückzufinden.
Die Treffen der EU-Finanzminister und der EU-Bildungsminister sollen am Montag wie geplant stattfinden. Auch die EU-Kommission will normal arbeiten.
In der Nacht zu Samstag hatte das nationale Krisenzentrum für die belgische Hauptstadt die höchste Terrorwarnstufe beschlossen. Das bedeutet, dass die Behörden von einer "ernsthaften und unmittelbaren Bedrohung" ausgehen. Geschäfte blieben geschlossen, Fußballspiele und Konzerte wurden abgesagt.
In Brüssel sollen sich zwei Terroristen aufhalten, die im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris gesucht werden. Einer von ihnen ist Salah Abdeslam, der vermutlich zu jener Gruppe gehörte, die in Paris aus einem Auto auf Menschen in Cafés und Bars geschossen hatte.
Polizei veröffentlicht Foto des dritten Stadionattentäters
Unterdessen hat die französische Polizei um Hinweise zu einem der Selbstmordattentäter gebeten, die das Fußballstadion in Paris angegriffen hatten. Sie veröffentlichte auf Twitter ein Foto des Mannes und bat um Informationen, die bei der Ermittlung seiner Identität helfen könnten. Er hatte sich um 21.30 Uhr in der Nähe von Ausgang H des Stadions in die Luft gesprengt.
Wie der französische Sender Europe 1 berichtet, soll der Mann am 3. Oktober in Griechenland kontrolliert worden sein, zu der gleichen Zeit wie ein anderer von den Selbstmordattentätern, die den Terrorangriff am Stadion verübten.
Die Ermittler konnten anhand von Fingerabdrücken nur belegen, dass die beiden Attentäter auf der griechischen Insel Leros kontrolliert wurden und dann zusammen nach Serbien weiterreisten. Nicht geklärt ist ihre Identität. Bisher wurde erst einer der drei Selbstmordattentäter vom Stadion identifiziert. Es handelt sich um den 20-jährigen Franzosen Bilal Hadfi, der in Belgien lebte.
Bei dem Mann, zu dem nun der Zeugenaufruf gestartet wurde, war nach dem Attentat ein syrischer Pass gefunden worden, der zuvor in Griechenland registriert worden war. Der Pass gehörte allerdings einem vor mehreren Monaten getöteten syrischen Soldaten.