Wagrien-Kaserne soll bis zu 800 Flüchtlinge aufnehmen. Die Polizei ließ 170 Menschen nach Dänemark reisen.
Die Soldaten sind schon ausgezogen: Die Wagrien-Kaserne auf dem Truppenübungsplatz Putlos soll für die Erstaufnahme von bis zu 800 Flüchtlingen genutzt werden. Und viel schneller als geplant sollten gestern Nachmittag schon 70 Flüchtlinge in die Kaserne gebracht werden, die von einer Zugreise nach Dänemark abgehalten worden waren. Doch die Gruppe weigerte sich – und durfte schließlich nach Dänemark reisen.
Schlag auf Schlag trudelten gestern Nachrichten zum Thema Flüchtlinge in der Redaktion ein. Gestern Morgen erfuhr der Ostholsteiner Anzeiger von Vorbereitungen in der Wagrienkaserne zur Nutzung der Liegenschaft für die Aufnahme von Flüchtlingen. Wie Klaas Hartmann-Moritzen vom Landeskommando Schleswig-Holstein dem OHA bestätigte, hat die Räumung von insgesamt acht Unterkunftsgebäuden begonnen. Drei Gebäude mit einer Kapazität von jeweils 100 Betten stünden bereit, fünf weitere könnten in wenigen Tagen ebenfalls genutzt werden.
Die Ausbildung der betroffenen Soldaten sei abgebrochen, der komplette Übungsbetrieb eingestellt worden. Die noch vorhandene übende Truppe ziehe komplett aus.
Die Stammbesatzung der Kaserne war gestern Nachmittag bereits darauf vorbereitet, 70 Flüchtlinge aufzunehmen. Die waren von der Polizei auf dem Bahnhof im nahen Oldenburg „festgesetzt“ worden. Sie weigerten sich aber, nach Putlos gebracht zu werden, weil sie nach Skandinavien reisen wollten.
Diese 70 Flüchtlinge – 19 Kinder darunter – gehörten zu insgesamt etwa 200 Menschen aus Syrien, Irak, Afghanistan und Eritrea, die Dienstagmorgen von Hamburg aus mit einem Zug nach Kopenhagen fahren wollten. In Lübeck endete die Fahrt, weil die Bundespolizei den Zug stoppte. Die größtenteils in der Erstaufnahme in Neumünster bereits registrierten Flüchtlinge hätten keine Visa und dürften deshalb nicht nach Dänemark weiterreisen, begründete die Polizei dieses Vorgehen.
In Lübeck machten die Flüchtlinge teilweise in Sprechchören deutlich, dass sie nicht in Deutschland bleiben, sondern nach Dänemark oder Schweden reisen wollten. Eine Gruppe mit 51 Erwachsenen und 19 Kindern fuhr dann um 13.30 Uhr mit einem Zug von Lübeck nach Oldenburg, 150 weitere verharrten zunächst am Lübecker Bahnsteig.
In Oldenburg versuchte die Polizei, die Gruppe zu einer Unterbringung in der Wagrienkaserne zu überreden – vergeblich. Die Mennschen harrten am Bahnhofsgelände aus.
Kurz nach 18 Uhr kam die Meldung, dass die Polizei alle Flüchtlinge nach Dänemark reisen lässt. Es bleibe in Schleswig-Holstein beim Prinzip „keine Gewalt“, sagte der Leitende Polizeidirektor Joachim Gutt.
Als erstes durften die 70 von Oldenburg mit einem Zug in Richtung Puttgarden fahren. Weiteren 100 sollte gestern Abend in Lübeck ermöglicht werden, in einen Zug Richtung Dänemark zu steigen. 30 Flüchtlinge seien bereit gewesen, nach Neumünster gebracht zu werden, sagte die Polizei in Kiel.
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