Erst tönt an der innerkoreanischen Grenze nur Propaganda aus Lautsprechern, jetzt fliegen Artilleriegeschosse. Nordkorea reagiert empfindlich auf Kritik am Regime von Kim Jong Un.
Seoul - Der Propagandakrieg zwischen Nord- und Südkorea ist eskaliert: Beide Seiten beschossen sich nach südkoreanischen Angaben an ihrer schwer bewachten Grenze mit Artilleriegeschützen. Südkoreas Verteidigungsministerium warf dem Militär des Nachbarn am Donnerstag vor, eine Rakete auf eine Militäreinheit nordwestlich von Seoul abgefeuert zu haben. Später seien weitere Geschosse auf südlicher Seite der Grenze eingeschlagen, hieß es aus Militärkreisen. Südkorea habe mit Dutzenden von Granaten zurückgeschossen. Von beiden Seiten hieß es, dass keine Schäden angerichtet worden seien.
Nordkorea stellte nach Angaben aus Soul ein Ultimatum. Demnach soll Südkorea seine Propaganda-Durchsagen entlang der entmilitarisierten Zone (DMZ) zwischen beiden Ländern innerhalb von 48 Stunden einstellen, ansonsten drohten militärische Aktionen.
In einer am späten Abend vom staatlichen Rundfunk verbreiteten Erklärung habe Nordkoreas Militär bestritten, den Feuerwechsel provoziert zu haben, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Südkorea wurde demnach beschuldigt, das Nachbarland «unter einem nicht existierenden Vorwand» angegriffen zu haben.
Südkoreanische Medien berichteten unter Berufung auf Militärs, dass vermutlich Lautsprecher entlang der Grenze das Ziel des Beschusses aus Nordkorea gewesen seien. Das kommunistische Regime in Pjöngjang hatte zuvor mit einem Angriff auf die Lautsprecheranlangen gedroht und seine eigene Propaganda-Beschallung gen Süden wieder aufgenommen. Nordkorea reagiert in der Regel sehr empfindlich auf Kritik am Regime von Kim Jong Un.
Südkorea rief die Anwohner im Grenzort Yonchon sowie anderen grenznahen Gebieten auf, sich in Schutzräume zu begeben. «Das Militär hat seine Verteidigungsbereitschaft erhöht und beobachtet genau die Bewegungen der nordkoreanischen Streitkräfte», erklärte das Verteidigungsministerium.
Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye habe bei einer Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrats das Militär aufgerufen, mit harten Maßnahmen auf nordkoreanische Provokationen zu reagieren, sagte ein Sprecher des Präsidialamts.
Nach den Berichten der nordkoreanischen Medien hielt die zentrale Militärkommission der herrschenden Arbeiterpartei eine Ernstfallsitzung ab. Details wurden zunächst nicht bekannt.
Die Spannungen zwischen beiden Staaten hatten sich deutlich erhöht, nachdem zwei südkoreanische Soldaten bei der Explosion von mutmaßlich nordkoreanischen Landminen verletzt worden waren.
Südkorea wirft der nordkoreanischen Volksarmee vor, vor kurzem Antipersonenminen auf südlicher Seite der entmilitarisierten Zone vergraben zu haben. Das bestreitet Nordkorea. Als Reaktion auf den Vorfall in diesem Monat hatte Südkorea nach elf Jahren wieder seine Lautsprecher-Durchsagen an der Grenze gestartet.
An der Landes- oder Seegrenze zwischen beiden Staaten kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Im Oktober des vergangenen Jahres war es etwa zwischen Grenzposten beider Länder zu einem Feuerwechsel gekommen. Nordkorea fühlte sich offenbar durch eine Propaganda-Flugblattaktion südkoreanischer Aktivisten provoziert.
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