50 Tote, mehr als 700 Verletzte, Tausende Obdachlose: Das sind die nüchternen Zahlen nach dem verheerenden Unglück auf dem Hafengelände der chinesischen Millionenstadt Tianjin. Doch was dort in einer Lagerhalle für Gefahrgüter explodierte und wie es zu den Detonationen kam, ist mehr als einen Tag danach noch immer unklar.
Ein neues Video zeigt indes, wie unglaublich heftig die Explosion wirklich war:
Warum kam es in Tianjin zur Explosion? Mehr als 200 Chemieexperten sollen das nun herausfinden
Chinas Militär hat mehr als 200 Atom- und Chemieexperten nach Tianjin entsandt. Sie testen die Luft auf giftige Gase und sollen klären, wie es zu den Explosionen kam, die mindestens 50 Menschen töteten.
Die Erschütterungen der Detonationen waren so stark, dass sie sogar vom nationalen Erdbebenzentrum registriert wurden. "Ich saß auf meinem Bett, als ich plötzlich einen lauten Knall hörte", sagte der 27-jährige Lin Chen, der etwa zehn Kilometer vom Explosionsort entfernt wohnt. "Dann vibrierten die Fenster. Es war wie ein Erdbeben." Er sei schnell auf die Straße gelaufen, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich habe gehört, dass die Krankenhäuser voll mit Leuten sind. Es ist wirklich tragisch."
Berichten von chinesischen Staatsmedien zufolge war das Feuer am Donnerstagmorgen unter Kontrolle, aber noch nicht komplett gelöscht. Etwa hundert Löschfahrzeuge seien weiterhin im Einsatz.
Nun hat ein Team aus 217 Atom- und Chemieexperten die Arbeit am Unglücksort aufgenommen. Die Spezialisten des chinesischen Militärs würden die Luft auf giftige Gase testen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die Einsatzkräfte seien angewiesen worden, wegen der anhaltenden Gefährdung durch giftige Chemikalien Schutzkleidung zu tragen.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnte, es könnte giftige Stoffe in der Luft um den Unglücksort geben. Es sei daher entscheidend, die Lage in der 15-Millionen-Einwohner-Stadt genau zu überwachen.
Zahlreiche Vermisste
Am Vortag hatte das Hafenunternehmen Tianjin Port Group berichtet, «Dutzende» seiner Arbeiter seien vermisst. Bis Freitag waren erst 32 gefunden, wie die Behörden berichteten. Mehr als 70 Menschen lagen schwer verletzt in Krankenhäusern. In einem Hafenlager waren gefährliche Chemikalien explodiert und hatten auf dem Gelände im Binhai Distrikt schwere Zerstörungen und selbst in einem kilometerweiten Umkreis noch Schäden angerichtet.
Die Zeitung «People's Daily» berichtete, Rettungskräfte versuchten, 700 Tonnen gefährliches Natriumcyanid aus dem Gebiet zu entfernen.
Der Leiter von Tianjins Behörde für Umweltschutz, Wen Wurui, sagte, die Konzentration von Chemikalien sei nicht «übermäßig hoch». Vertreter der Behörden lehnten es bei einer Pressekonferenz ab, sich zur Frage zu äußern, welche Chemikalien in den explodierten Tanks waren.
Das Unglück ereignete sich im zehntgrössten Hafen der Welt. In Tianjin werden mehr Container bewegt als in Hamburg oder Rotterdam. Teile der Hafenanlagen konnten am Donnerstag bereits wieder in Betrieb genommen werden.
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