Sonntag, 10. Mai 2015

Die große Büchervernichtung 1946


Ein Beitrag von Alexander Laube:

Die größte Büchervernichtung aller Zeiten mit dem Ziel der Auslöschung der deutschen Kultur und der totalen Vernichtung der kollektiven Erinnerung der Deutschen fand nach 1945 durch alliierte Besatzungstruppen an deutschem Kulturgut statt.

Die Vernichtung geht zurück auf den Kontrollratsbefehl Nr. 4 vom 13. Mai 1946, um die geplante Umerziehung der Deutschen wirksam durchführen zu können. Wer nun glaubt, es habe sich ausschließlich um "faschistische und militaristische Literatur" gehandelt, der wird durch einen Blick in die Listen (Reprints im Uwe Berg Verlag, 21442 Toppenstedt) eines besseren belehrt. Werke Friedrich Nietzsches sind ebenso abzuliefern wie die von Gottfried Benn; man trifft auf die Autoren Ernst Jünger, Ernst Moritz Arndt, Helmut von Moltke. 

Bismarcks "Gedanken und Erinnerungen" mußten vernichtet werden, aber auch ein Buch des später so erfolgreichen Verfassers des "Räubers Hotzenplotz", Ottfrid Preussler, sowie alles über die Olympischen Spiele 1936. Bücher von Friedrich dem Großen wurden ebenso verboten wie solche von Ulrich von Hutten (1511-46). Verblüfft erfährt man, daß das im Dritten Reich kriminalisierte Buch "Die Herrschaft der Minderwertigen" des Hitler-Gegners Edgar Julius Jung, geächtet bleibt, obwohl der Autor 1934 von Nationalsozialisten aufgrund seines Werkes ermordet worden war.


Man fragt sich, was wohl in einem Buch über "Die Aufgaben der Gemeindepolitik" aus dem Jahre 1919 so Gefährliches für die Alliierten enthalten gewesen sein mag, doch wundert man sich über gar nichts mehr, wenn in der Liste der verbotenen Bücher sämtliche Ausgaben des "Deutschen Bauernkalenders" zu finden sind, das Buch eines Autors Belz "Unter den Tuaregs", eine "Pferdefibel", Carl Clausewitz' "Vom Kriege", aber auch "Der Diplom-Volkswirt" und "Der Diplom-Landwirt"

Es mag einleuchten, daß ein Werk über "Die Gewinnbeteiligung der Gefolgschaft" verschwinden mußte, war doch die Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer eine typische NS-Forderung. Was aber war der Grund für das Verbot des Buches "Die Geschichte der Königsberger Klempnerinnung"? Auch das dichterische Werk des Arbeiterdichters Heinrich Lersch mußte dran glauben wie die Bücher von Artur Maraun, die auch während der NS-Herrschaft verboten waren. So erging es auch den Büchern von Moeller van den Bruck. Sie waren vor 1945 geächtet und blieben es auch nach der "Befreiung". Ebenso verpönt waren zehn Titel von Carl Schmitt, aber auch Ina Seidel war auf dem Index wie die 1941 erschienene "Tennisfibel".

Das Erstaunen nimmt kein Ende: Die Gedichte Walther von der Vogelweides erschienen den Besatzern so gefährlich, daß sie vernichtet werden mußten. Um das Maß voll zu machen, verbot man ein Buch über den Schutz der Hecken und Knicks, herausgegeben vom Reichsbund für Vogelschutz (der heute noch existiert unter dem Namen "Naturschutzbund Deutschland") sowie eine Anleitung aus dem Berg-Verlag "Wir bauen ein Iglu".

Ebenso wenig fehlen das Textbuch von Richard Wagners "Ring der Nibelungen", Friedrich Georg Jünger, Dietrich Klagges, Josef Weinheber, Ernst von Salomon, A. Paul Weber, Arnolt Bronnen, Herbert Reinecker, Hans Grimm. Nicht ohne stilles Vergnügen entdeckt man Autoren auf der Verbotsliste, von denen man später erfuhr, daß sie Widerstandskämpfer waren wie etwa Lothar-Günther Buchheim, dessen 1943 in Berlin erschienenes Buch "Jäger im Weltmeer" ebenso verboten wurde wie des späteren Stern-Herausgebers Henri Nannens "Störfeuer von M 17" (erschienen 1943); Luis Trenker, Bruno E. Werner, Ernst Wiechert, Rolf Italiaander - sie alle galten als "Nazi-Autoren", deren Bücher vernichtet werden sollten.

Groß ist die Anzahl der christlichen Schriften, die nun auf dem Index der Alliierten standen, so etwa alle Bücher über Christenverfolgungen in der Sowjetunion, der Herz-Jesu-Kalender, der Gustav-Adolf Kalender, die Kalender, die dem heiligen Antonius, St. Benno, St. Bernward, St. Heinrich, St. Joseph und St. Konrad gewidmet waren, der Apostel-Kalender aus dem Salvator-Verlag, die Schriften des Vereins für innere Mission, und sogar die 1936 erschienene Schrift "Deutschland ist und bleibt christlich".

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